Bis 2020 habe ich keinen Gedanken an Straßenlampen und Dekolichter in Garten und Balkon verschwendet. Dann habe ich bei einem Besuch bei meinen Eltern im Fernsehen zufällig ein Interview von den Paten der Nacht gesehen, die auch die Earth Night initiieren.
Zum ersten Mal wurde mir bewusst, wie groß die Folgen der Lichtverschmutzung für die Tierwelt ist.
Mehr als 60% aller Lebewesen sind nachtaktiv. Sie werden in ihren nächtlichen Aktivitäten gestört (Bestäubung, Fortpflanzung, Futtersuche). Sie werden durch das viele Licht geblendet, verdrängt, abgelenkt, irritiert. Es kommt zu Verhaltensänderungen, Verschiebungen von Räuber-Beute-Beziehungen und Dezimierungen von Lebensräumen und/oder Beständen. Für unzählige Insekten wird Licht sogar zur tödlichen Falle.
Alleine an Deutschlands Straßenlaternen sterben 100 Milliarden Insekten während des Sommers. Sie sterben an Erschöpfung wegen Dauerumkreisung des Lichts, verbrennen oder fallen angelockten Fressfeinden zum Opfer.
Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt – zu den vielfältigen Folgen der Lichtverschmutzung hier weiterlesen: paten-der-nacht.de/folgen-lichtverschmutzung
Auf der Website werden auch sehr viele Lösungsvorschläge gemacht, wie Lichverschmutzung reduziert werden kann – u. a. Lichtfarbe, Ausrichtung, etc.
Bei Straßenlaternen beispielsweise wird schon länger geforscht. Viele herkömmliche Laternen strahlen ihr Licht in alle Richtungen. Wird der Lichtstrahl gezielt nach unten gerichtet, ist das schon ein großer Vorteil. Ein Kunstprojekt dazu ist mir kürzlich auf Instagram über den Weg gelaufen:
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Auf der Website der Künstlerin, Alona Rodeh, ist das Projekt „Nightcaps“ näher beschrieben mit dem Hinweis, dass alle Orte im Berliner Brunnenviertel für die Öffentlichkeit jederzeit zugänglich sind und die Arbeiten barrierefrei sind. Es ist auch eine Karte mit Standorten verlinkt: google maps
Hier ein Interview mit Alona Rodeh im Blog der degewo, die das Projekt unterstützt.
Fast überall leuchtet es
Schaufenster leuchten, Wolkenkratzer werden beleuchtet, in Gärten werden Teiche bestrahlt, an Hausfassaden gibts Licht-Deko, Lagerhallen und Industrie arbeiten oft die ganze Nacht. Wir haben hier direkt gegenüber einen Lebensmittelhersteller, bei dem im Morgengrauen ständig grelle Scheinwerfer aus- und angehen, die bei uns im ersten Stock den Raum hell erleuchten.
Wie gesagt: Das Ausmaß der Konsequenzen hatte ich früher einfach nicht auf dem Schirm. Ich bin überzeugt, dass es vielen Menschen genauso geht: Wissen ist Macht. Wenn ich weiß, welche Auswirkungen etwas hat, kann ich mir darüber Gedanken machen, es anderen weitersagen und das ein oder andere Mal entscheiden: Hey, hier kann und möchte ich selbst was ein wenig anders machen, jetzt, wo ich mir über die Konsequenzen bewusst bin.