Warum spenden Menschen?

Blick auf ein aufrecht stehendes Bündel Buntstifte. Es sind die verschiedenfarbigen Spitzen zu stehen, die nach oben ragen.

Zehn Jahre habe ich in einem Wirtschaftsunternehmen gearbeitet. In dieser Zeit fiel immer wieder ein „Die Kunden wollen das nicht“, „Die Kunden verlangen dieses und jenes“, „Das wird nicht gehen, weil die Kunden da nicht mitmachen“. Doch „die Kunden“ gibt es nicht.

Es gibt nicht den einen Menschen. Wir sind alle unterschiedlich. Unsere Persönlichkeit und aktuelle Beweggründe führen zu Entscheidungen. Wir haben es also bei Spender:innen immer mit einer Bandbreite zu tun, zum Beispiel:

Welche, die aus Mitgefühl spenden. Denen es wichtig ist, einem Tier oder einem guten Zweck zu spenden, um Leiden zu lindern oder die Bedingungen zu verbessern.

Welche, die aus Steuergründen spenden. Was mit anderen Beweggründen Hand in Hand gehen kann, aber nicht muss.

Welche, denen wichtig ist in ihrer Region etwas beizutragen oder sich stärker mit Gleichgesinnten zu verbinden. Eine Art Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen.

Welche, die spenden, weil sie aktiv etwas tun wollen. Vielleicht sogar, weil sie in anderen Aspekten ihres Lebens gerade passiv sind oder das Gefühl haben, nichts großartig tun zu können, aber ihre Spende für XY bewirkt etwas.

Welche, die aus Dankbarkeit spenden. Weil sie wissen oder merken, wie gut es ihnen geht und sie etwas abgeben wollen. Oder nach dem Prinzip „paying it forward“ handeln: Anderen etwas Gutes tun, weil sie selbst Unterstützung erfahren haben.

Welche, die Vorbild sein möchten. Indem sie mit ihren Kindern gemeinsam etwas spenden oder eine Aktion im Kollegenkreis auf die Beine stellen und sich freuen, andere in diesem Sinn zu inspirieren, Werte vorzuleben.

Welche, die Spenden, weil es sich gut anfühlt. Weil ihr Beitrag zu einem bestimmten Zweck relevant ist, weil ihr Handeln einen Unterschied macht.

Welche, die etwas auf der Welt zurücklassen möchten. Indem sie für etwas spenden, das bleibt (zum Beispiel das Errichten eines Gebäudes) oder um das Wissen, dass ihr Beitrag in anderer Form künftig einen Unterschied machen wird.

Welche, die spenden, um geachtet zu werden oder öffentliche Anerkennung dafür zu bekommen.

Welche, die aus religiösen Gründen spenden, weil es zu ihrem Glauben gehört, Gutes zu tun und großzügig zu sein.

Welche, die spenden, weil sie Einfluss nehmen möchten, um Bevölkerung, Politik, Justiz, … zu verändern, um Bedingungen zu optimieren.

Welche, die spenden, um ihr Image zu gestalten. Indem sie Werte oder Wohltätigkeit demonstrieren – oder ein beschädigtes Image verbessern möchten.

Welche, die speziell in einer Krisensituation spenden, weil sie einen Notfall sehen.

Welche, die es sich zur Gewohnheit gemacht zu haben zu spenden, etwa immer schon X Prozent ihres Gehaltes für einen guten Zweck einzusetzen.

und und und

Man sieht aus dieser Aufzählung schon, wie vielschichtig die Gründe sein können. Bezieht man nun den Zweck mit ein, wird es noch individueller: Vielleicht übernehme ich die Patenschaft eines alten Labradors, weil meiner kürzlich an Altersschwäche verstorben ist. Oder ich habe zum ersten Mal erfahren, wie schlimm die Tierheime durch die wilden Katzenpopulationen überlaufen sind und sogar wenn ich eigentlich mit Katzen nichts am Hut habe, sehe ich die Wichtigkeit und möchte beitragen, dass durch meine Spende mehr Kastrationen durchgeführt werden können. Oder ich finde Bären süß, darum unterstütze ein Bären-Sanctuary. – Es gibt immer zig Gründe, warum speziell für diesen Zweck oder eine bestimmte Tierart gespendet wird.

Nicht immer sind die Gründe, die mit der eigenen Tierschutzvereinsbrille gesehen werden, die Gründe, die Einzelne zum Spenden bewegen.

Persönlichkeit und Psychologie

Für das Fundraising ergeben sich hier wahnsinnig viele Möglichkeiten. Es bedeutet jedoch wieder einmal, dass man individueller ansprechen muss – insbesondere dann, wenn eine größere Anzahl von Spender:innen erreicht oder neu gewonnen werden soll. Erst recht natürlich, wenn es um umfassendere Vorhaben geht. Das gilt selbstverständlich ebenso für bewährte Stammspender:innen, die regelmäßig und großzügige Beträge geben.

Und es bedeutet, dass es gut ist, mehrgleisig zu erfahren. Also nicht die eine Kampagne zu machen, sondern innerhalb von Spendenaufrufen/-aktionen verschiedene Richtungen einzuschlagen.

Es ist eine interessante Sache, sich beim Spenden selbst zu fragen: Warum spende ich gerade dafür? Bei den regelmäßigen Spenden, etwa der Mitgliedschaft in einem Tierschutzverein, und bei den Spontan-Spenden. Was ist mein Beweggrund, warum und was genau liegt mir dabei besonders am Herzen? Was hat mich bei diesem Aufruf besonders angesprochen/berührt? Da lernen wir nämlich immer etwas über uns.

 

2 Kommentare

  1. „Warum habe ich gespendet“. Diese Frage habe ich mir nach dem Lesen deines Artikels selbst gestellt. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Gar nicht so leicht, diese Frage zu beantworten. Du hast ja sehr viele Gründe angeführt, die alle bei der einen oder anderen Gelegenheit zutreffen können. Aber habe ich einen Hauptgrund für mich identifiziert, der mich just zu dieser Spende veranlasst hat zusätzlich zu all den Nebengründen, die auch wichtig waren?

    Ja.

    Es liegt an den Menschen (den Organisationen), die sich einsetzen. Die sich aufopferungsvoll dem Tierwohl verschrieben haben – oft ehrenamtlich und in ihrer Freizeit.

    Ich könnte das in dem Ausmaß nie schaffen.

    • Kastrationsprojekte für Streunerkatzen, damit sie ein lebenswerteres Leben haben
    • Behinderte, kranke Tiere, die sonst niemand mag, weil sie zu viel Aufwand und Kosten verursachen
    • Hilfe für kranke Wildtiere, denen der Mensch die Lebensbedingungen massiv erschwert hat oder die durch Naturereignisse zu Schaden kamen
    • Ansiedelungsprojekte für fast ausgestorbene Wildvögel
    • und und und

    Die Liste ist lang. Aber eins ist überall gleich: Dahinter stehen Menschen, die alles in ihrer Macht Stehende tun, um diesen Tieren zu helfen und ihnen ein Leben ermöglichen. Das ist körperlich und nicht zu vergessen seelisch ein aufreibender „Job“. Der Einblick in ihren Alltag und die Geschichten, die sie erzählen, die öffnen mein Herz. Ich habe dann das Gefühl, wenigstens durch eine Spende einen kleinen Teil dazu beitragen zu können.

    Danke für die Frage nach dem WARUM.

    Herzliche Grüße, Sylvia

    • Gitte Lauberger

      Liebe Sylvia,

      danke für deine Gedanken und dass du sie so aufgeschlüsselt aufführst. Ich finde es ganz wunderbar, dass du buchstäblich an die Wurzel(n) mit der Erkenntnis gehst, dass es an den Menschen liegt.

      Neben den Gründen, die du aufführst, ist wohl dieses Gesehen- und Geschätztwerden sicher etwas, das oft gar nicht so präsenst ist. Vermutlich auch von den Helfer:innen selbst nicht, da ja dann doch immer die Tiere/der Zweck im Blickfeld stehen.

      Herzliche Grüße
      Gitte

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